Stephanie Müller arbeitet im Sozialbüro in Dillenburg und berichtet: "Uns erreichen vermehrt Anfragen von Menschen, die große finanzielle Probleme haben. Vielen sind in der Corona-Pandemie Einnahmen weggebrochen, sie haben ihren Job verloren oder sind schon über Monate in Kurzarbeit. Einige können ihre Miete nicht mehr zahlen oder haben bereits ihre Wohnung verloren.
Existenzängste bei vielen Menschen
Bei vielen ihrer Klienten herrsche eine akute Notlage vor, so Müller. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr kamen sie noch einigermaßen über die Runden. Über die Monate habe sich die Situation zugespitzt, viele der Hilfesuchenden sehen alleine keinen Ausweg aus ihrer existenzbedrohenden Lage. Wenn Beratung zu spät ansetzt, ist die Spirale aus Verschuldung, Existenzangst, Wohnungsverlust, familiärer Krise und Gesundheitsproblemen oft nur noch mit großer Anstrengung zu stoppen, so die Erfahrung der Caritas-Beratungsarbeit. Die Fälle seien entsprechend sehr zeitintensiv und komplex, berichtet Müller. "Ein Großteil meiner Arbeit besteht darin, gemeinsam mit den Klienten zu schauen, welche Hilfen ihnen zustehen, von Jobcenter, Sozialamt oder Wohngeldstelle. Viele wissen gar nicht, welche Gelder sie an welcher Stelle beantragen können. Stephanie Müller kann vor Ort auf ein großes Netzwerk kommunaler und freier Träger zurückgreifen, mit denen eine enge Zusammenarbeit besteht und an die sie im Bedarfsfall vermitteln kann.
Die Pandemie als Brennglas für schwierige Beziehungen
Die Pandemie hat aber nicht nur zu erschwerten Rahmenbedingung geführt, sondern spielt auch inhaltlich eine Rolle bei den Beratungsanfragen. Angst und Einsamkeit, Doppelbelastung von Familien, fehlende Betreuungsmöglichkeiten, Umgangsregelungen während des Lockdowns, Probleme beim Homeschooling oder der erschwerte Zugang zu Ämtern sind Themen mit denen sich die Menschen an die Mitarbeiterinnen wenden.
Regine Syska und Marion Stroh arbeiten in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Caritas. Sie beraten vermehrt Menschen, die in einer Ehe- oder Paarkrise stecken. "Die derzeitige Lage wirkt wie ein Brennglas für schwierige Beziehungen", beschreibt es die Psychologin Syska. "Viele Paare die aktuell zu uns kommen erleben wir als sehr belastet. Es herrscht eine große Gereiztheit. Bei vielen fehlt das Ventil, negative Gefühle rauszulassen", so Syska. Die beiden Beraterinnen verzeichnen auch vermehrt Beratungsanfragen von jungen Paaren, die gerade ein Baby bekommen haben. Auch Menschen mit psychischen Krankheiten melden sich zunehmend.
Beratung auch online möglich
Die Beratungsstellen in Wetzlar und Dillenburg hatten in der Zeit des ersten Lockdowns verstärkt auf telefonische Beratung gesetzt. Termine im Direktkontakt wurden weitestgehend an die frische Luft verlegt. "Wir haben unser Beratungsangebot weiterentwickelt und ausgebaut und bieten Ratsuchenden nun auch Online-Beratung über gesicherte Server des Deutschen Caritasverbandes an", berichtet Insa Deeken, Bereichsleiterin beim Caritasverband. "Gerade in der jetzigen Zeit, in der Kontakte so weit wie möglich eingeschränkt werden sollen, ist dies eine notwendige und zeitgemäße Ergänzung unserer Angebote." Dass sich die Beratungen digital neu aufstellen konnten, sei vor allem den Beraterinnen zu verdanken. Es gebe im gesamten Verband eine hohe Flexibilität unter den Mitarbeiterinnen, so Deeken, sowie die Bereitschaft neue, auch digitale Wege zu gehen.
Die Krise habe, resümiert Deeken, auch zu positiven Veränderungen und Entwicklungen innerhalb des Verbandes geführt. So werde der Mix von Beratung im Direktkontakt und Online-Beratung als ein Standardangebot etabliert. Auch die technische Ausstattung der Beratungsstellen wurde weiter vorangetrieben und modernisiert.
Kontakt zu den Beratungsstellen
Die Online-Beratung für die Bereiche Sozialberatung, Schwangerschaftsberatung und Ehe-, Familien- und Lebensberatung ist unter www.caritas-wetzlar-lde.de erreichbar.
Beratungen im Direktkontakt werden unter den geltenden Hygienevorschriften angeboten. Notwendig ist eine vorherige Terminvereinbarung über die Sekretariate.
Für Dillenburg: 02771 8319-0
Für Wetzlar: 06441 9026-0 (Mo-Fr 9 bis 12 Uhr)
Sozialberatung im Westend: 06441 210943
Sozialberatung in Dalheim: 06441 5674355