Erfahrungen sammeln für die Zukunft
Hallo Katja, magst du dich kurz vorstellen?
Ich heiße Katja und bin 19 Jahre alt. Ich habe im Sommer 2015 mein Abitur an der Theodor-Heuss-Schule in Wetzlar gemacht. Dann habe ich mich entschieden, ein FSJ zu machen, und nicht direkt mit einem Studium anzufangen.
Wie bist du an die Stelle bei der Caritas gekommen?
Die FSJlerin die vor mir hier war kenne ich schon lange. Durch sie bin ich auf die Stelle aufmerksam geworden.
Wie ging es dann weiter? Hast du dich beworben?
Ich habe bei der Caritas angerufen und mit Wolfgang Redant (Leiter der Sozialstation) gesprochen. Er sagte mir, dass ich eine Bewerbung abgeben soll und dann wurde ich eingeladen, zu einer Art kleinem Vorstellungsgespräch. Wir haben besprochen was meine Aufgaben sein werden, wie die Abläufe hier sind und einige organisatorische Dinge. Dann konnte ich eigentlich schon anfangen.
Gibt es besondere Anforderungen, die du erfüllen musstest, um den Job zu bekommen?
Ja, Voraussetzung ist ein Führerschein der Klasse B.
Wieso hast du dich für das FSJ in der Caritas Sozialstation entschieden?
Ich wollte gerne mit älteren Leuten zu tun haben. Das habe ich privat nicht so viel. Das war mir wichtig. Außerdem wollte ich gerne in den sozialen Bereich reinschauen und nach der Schulzeit etwas Praktisches machen nach der ganzen Theorie und dem vielen lernen.
Aber wichtig war mir wirklich der Kontakt mit älteren Leuten. Wir haben zum Beispiel mittwochs nachmittags das Plaudercafé in der Sozialstation. Dort treffen sich demenzkranke Menschen und werden von uns betreut. Das war eine ganz neue Erfahrung für mich. Den Umgang mit den verschiedenen Arten von Demenz musste ich erst einmal lernen.
Erzähl doch mal ein bisschen von deinen Aufgaben hier!
Ein großer Teil der Arbeit bestand darin, Verordnungen in den einzelnen Arztpraxen abzuholen. Die Verordnungen werden von den Ärzten für die Patienten ausgestellt. Wir prüfen sie und leiten sie an die Krankenkassen der Patienten weiter. Manchmal sind es viele Ärzte die man abfahren muss. Ich habe mir dann immer einen Plan gemacht. Irgendwann bekommt man Routine und weiß welcher Arzt welche Öffnungszeiten hat. Ich habe auch viel Büroarbeit erledigt, zum Beispiel Tabellen in Excel erstellt. Auch bei besonderen Ereignissen bin ich eingesprungen. Zum Beispiel habe ich bei einer großen Musicalveranstaltung des Caritasverbandes in der Stadthalle Unterstützung geleistet. Letztes Jahr war das Jubiläum der Sozialstation in Braunfels. Da war ich auch dabei und habe geholfen. Außerdem habe ich ältere Menschen zum Arzt begleitet oder ihnen bei ihren Einkäufen geholfen. An zwei Tagen bin ich mit einer der Krankenschwestern zu den Patienten gefahren. Ich fand es sehr interessant zu sehen was die Schwestern für eine Arbeit machen. Bei den Dienstbesprechungen des Teams konnte ich auch dabei sein.
Wie sind deine Arbeitszeiten?
Ich arbeite montags, dienstags und donnerstags von 8 bis 16 Uhr und mittwochs von 8 bis 18 Uhr abends. Dafür arbeite ich dann freitags nur von 8 bis 14 Uhr. Die zwei Stunden die ich freitags früher gegangen bin, habe ich mittwochs drangehängt, weil ich dann beim Plaudercafé dabei war. Morgens habe ich den Tisch gedeckt und gegen 14 Uhr kamen schon die Betreuerinnen des Cafés. Die ersten Gäste kamen meistens gegen halb drei. Wir haben dann gemeinsam Kaffee getrunken, gesungen und gespielt, zum Beispiel "Mensch ärger dich nicht".
Insgesamt habe ich Vollzeit gearbeitet und hatte 30 Urlaubstage. An Feiertagen oder am Wochenende hat man frei. Wenn ich mal spontan Urlaub nehmen wollte, ließ sich das mit Herrn Redant immer regeln. Er hat da viel ermöglicht.
Gab es feste Ansprechpartner oder Leute die dich eingearbeitet haben?
Herr Redant hat mir alle Einsatzstellen gezeigt und mich den anderen Mitarbeiterinnen vorgestellt. Wenn ich Probleme oder Fragen hatte war immer ein Ansprechpartner da. Jeder hat mir geholfen und ich habe mich sehr schnell integriert. Das war gar kein Problem.
Hast du ein Auto bekommen oder musstest du mit deinem eigenen Auto fahren?
Ich konnte die Dienstwagen der Caritas nutzen.
Viele wird auch interessieren: Wie viel Geld hast du als FSJlerin bekommen?
Meine FSJ-Stelle gehört zur Fachstelle Freiwilligendienste im Bistum Limburg. Der Sitz ist in Hadamar. Insgesamt habe ich 390 Euro im Monat verdient. Der Betrag setzt sich aus Verpflegung und Taschengeld zusammen.
Musstest du als FSJlerin bestimmte Kurse oder Fortbildungen besuchen?
Ja, von der Fachstelle in Hadamar gibt es so genannte Bildungswochen. Das sind insgesamt fünf Wochen. Sie sind verpflichtend. Bildungswochenzeit ist Arbeitszeit. Wenn man krank ist braucht man ein Attest vom Arzt. Man muss an mindestens drei Bildungswochen teilnehmen.
Wie waren diese Bildungswochen, was habt ihr da gemacht?
Am Anfang hatte ich ehrlich gesagt nicht so wirklich Lust darauf. Man übernachtet von Montagnachmittag bis Freitagmittag in Kirchähr, das ist bei Limburg. Aber unsere Gruppe war echt toll und es hat Spaß gemacht! Man trifft FSJler aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Die Themen für die Bildungswochen konnten wir mitbestimmen und als Gruppe überlegen was uns interessiert. Wir haben uns auch verschiedene Einrichtungen angeguckt, zum Beispiel eine Flüchtlingsunterkunft und eine Einrichtung für Suchtkranke. Am Ende bekomme ich ein Zeugnis von der Fachstelle für Freiwilligendienste, das bescheinigt, dass ich an den Bildungswochen teilgenommen habe.
Was hat dir denn in diesem einen Jahr besonders gut gefallen?
Ich wurde hier von Anfang an von allen ganz herzlich aufgenommen. Die Leute hier sind super nett und das Klima ist ganz toll. So habe ich das in einem Arbeitskontext noch nie erlebt.
Das Plaudercafé hat mir ganz am Anfang nicht so viel Spaß gemacht, das hat sich aber nach ein paar Wochen eingependelt und dann habe ich mich immer richtig auf den Mittwoch gefreut.
Bestimmt war auch nicht alles toll. Gibt es Kritikpunkte oder Dinge die deiner Meinung nach verbessert werden können?
Ich hätte gerne noch stärker direkten Kontakt zu den Patienten gehabt. Außerdem fänd ich es schön, wenn man noch stärker andere Arbeitsfelder des Caritasverbandes kennen lernt, zum Beispiel die Tagespflege in Braunfels. Das kommt aber immer ganz auf die Person an, da hat jeder andere Interessen. Meinen Nachfolgern gebe ich den Tipp: Klärt direkt am Anfang was euch interessiert und was ihr für Erwartungen an das FSJ habt. Bei Herrn Redant kann man das alles ansprechen und er ist auch nicht sauer, wenn es mal etwas gibt was man sich überhaupt nicht vorstellen kann. Es ist wichtig, Eigeninitiative zu zeigen und selbständig zu arbeiten.
Was meinst du, wie hat dich dieses Jahr persönlich weitergebracht?
Ich bin in dieser Zeit viel selbstständiger geworden. Ich habe gelernt, wie man mit Geld umgeht. So konnte ich jeden Monat Geld auf mein Sparbuch legen und dieses Jahr meinen kompletten Urlaub selbst finanziert. Ich bin stolz darauf, das alles selber bezahlen zu können. Ich habe für das Geld gearbeitet und daher ein ganz anderes Gefühl dafür, was Geld wert ist. Außerdem habe ich mir in diesem Jahr viel selber angeeignet und noch stärker gelernt, Eigeninitiative zu zeigen.
Von Herrn Redant bekomme ich eine Art Arbeitszeugnis mit Bewertung. Darin steht was ich in dem Jahr gemacht und wie ich mich angestellt habe. Ich glaube schon, dass sich das bei meinen späteren Bewerbungen positiv auswirkt.
Hast du noch einen Tipp für deine/n Nachfolger/in?
Wie schon gesagt ist ein Führerschein sehr wichtig. Das Alphabet sollte man können, wegen dem einsortieren J Aber sonst… Man kommt ziemlich schnell rein und eignet sich die Dinge an. Wenn man Interesse zeigt, dann klappt das auch gut. Ich kann die Stelle hier nur weiterempfehlen und wünsche meinen Nachfolgern viel Spaß bei ihren Aufgaben!
Wie geht es bei dir jetzt weiter?
Ich fange im Oktober ein BWL-Studium an der THM in Gießen an und bin schon ganz gespannt wie das wird!
Vielen Dank Katja für das Gespräch und viel Spaß und Erfolg bei deinem Studium!
Das Gespräch führte Wiebke Aßheuer.