Sollte man überhaupt Freizeitaktivitäten an der frischen Luft planen? Das Motto lautet momentan "Stay Home"...
Der Aufenthalt im Freien ist wichtig. Frische Luft, Sonne, Bewegung - das hilft gegen Stress, nicht nur in Corona Zeiten. "Stayathome" steht ja, so würden wir es übersetzen, eher dafür, dass man im Privaten bleibt: Einkäufe auf das nötigste beschränken und nicht als Freizeitbeschäftigung sehen, Freunde und Familie die nicht im eigenen Haushalte leben digital treffen, Menschenmengen vermeiden etc. Also: Gerne nach draußen gehen, aber bitte an die aktuellen Regeln und Hinweise halten. Und auch nur, wenn man gesund ist und keine Erkältungssymptome hat.
Welche Freizeittipps können Sie den Familien, für die aktuelle Situation, geben?
Die Möglichkeiten sind vielzählig und sind individuell nach den Vorlieben der Familien zu gestalten. Beispiele für Aktivitäten im Freien und Zuhause finden sich im Internet und vor Ort. Dabei gilt: Alles was unter der momentanen Situation möglich ist, sollte ausprobiert werden. Vielleicht haben die Kinder und Jugendlichen spannende Ideen, von denen die Eltern noch etwas lernen können. Wer die eigenen vier Wände und den Garten verlassen möchte, sollte sich auf die einfachen Aktivitäten verlassen: Spaziergänge, Rad fahren und an der frischen Luft sein.
Gibt es auch Aktivitäten, die ohne zusätzliche Ausrüstung funktionieren?
Wenn man sich gemeinsam in der Natur bewegt, ist diese auch ohne viel Ausrüstung zu entdecken. Vielleicht Dinge nutzen, die ohnehin oft dabei sind, und die fast alle besitzen: das Smartphone um Fotos und Videos zu machen, einen Ball zum Werfen und Fangen oder die Natur als Ausrüstung verstehen. Gänseblümchenketten flechten, Bastelmaterial für zu Hause sammeln oder etwa Steine oder Stöcke zu Kunstwerken stapeln. Einfach mal das Kind in allen entdecken. Geht auch im Garten. Aber bitte nichts in der Natur liegen lassen (Mülltüte mitnehmen) und die Wege nicht verlassen. Es ist Brut- und Setzzeit. Die Natur sollten wir genießen, nicht stören und beschädigen.
Kann man auch einen Ausflug, z.B. zum Vogelsberg, planen oder sollte man im direkten Umfeld bleiben?
Der Binnentourismus ist wichtig aber momentan gilt die Empfehlung der Bundesregierung: Abstand von langen Reisewegen und großen Ausflügen nehmen. Der Mehrwehrt des Fremden, der sonst einen spannenden Ausgleich zum Alltag bietet, hat auch einen Nachteil: man kennt sich nicht aus. Die bekannten Ziele sind möglicherweise überfüllt. Wohin ausweichen? Das Lieblingsrestaurant hat zu. Was zur Verpflegung? Toilette? Raststätte? Menschenansammlungen und Kontakte lassen sich so nur schwer vermeiden und man ist wenig flexibel.
Jetzt gilt: Stay at home - und der Wohnort und die Region sind auch "ein Zuhause". Schöffengrund hat viel zu bieten und das gilt für alle Kommunen und den Lahn-Dill-Kreis als Ganzes. Jetzt kann man "sein Zuhause" als Familie neu entdecken. Eine Familienwanderung durchs Wetzbachtal ist immer eine schöne Aktivität. Vielleicht können sich Eltern von den Kindern "ihre" Orte zeigen lassen und umgekehrt. Das ein oder andere aus der Kindheit wird man wiederentdecken.
Wenn die akuten Maßnahmen gelockert werden, kann man wieder in den Vogelsberg. Und die Vogelsbergerinnen und Vogelsberger, kommen dann zu uns ins Wetzbachtal.
Haben sie auch verschiedene Vorschläge für die Altersgruppen? Also Kleinkind, Kind, Teenager?
Auch hier sind konkrete Vorschläge schwierig. Wie immer gilt: Was geht und die gemeinsame Zeit entspannt, sollte gemacht werden.
Dabei sollten Eltern trotzdem darauf achten, dass sie die Kinder nicht überfordern und den Ansprüchen gerecht werden. Die Entdeckungsreise in die Natur ist für Kleinkinder zu anstrengend und die meisten Teenager rollen vermutlich mit den Augen. Mit Kleinkindern bis drei / vier Jahre lassen sich besser kleinere Räume entdecken, die Kinder beschäftigt man mit Action und Fakten rund um die Natur und die Teenager sind vielleicht eher mit dem gemeinsamen Fitness-Workout oder der Fototour zum Füllen der Sozialen Kanäle zu begeistern.
Welche Möglichkeiten gibt es, um den üblichen Spaziergang aufzupeppen?
Die Natur entdecken wurde ja schon genannt. Schön ist es auch, etwas mit nach Hause zu nehmen um damit kreativ zu werden. Ein Trend den es schone eine Weile gibt: Steine bemalen und auslegen. Andere Menschen können diese finden und woanders auslegen. Das bringt Freude und verbindet auch über die Familie hinaus. Bietet sich auch mit entsprechendem #Hashtag für Instagram und Co. an. Gleiches mit befreundeten Familien zu unterschiedlichen Zeiten machen ist immer ein guter Weg. Dann können sich die Kinder mit ihren Freundinnen und Freunden - den Kontakt zu diesen vermissen sie im Moment sehr - austauschen. Auch mit Verwandten wie Großeltern und Co. lässt sich das machen. Werden Oma und Opa die Fotos vom Spaziergang den richtigen Orten zuordnen können? Bestimmt. Und auch beim Spaziergang gilt: Von Kindern und Jugendlichen lernen und im Austausch Dinge (neu) entdecken. Vielleicht findet die Familie ja gemeinsam ein wildes Bisasam oder Glumanda? Wer damit nichts anfangen kann, einfach mal die Kinder fragen.
Woran muss man als Elternteil denken, wenn man ihre Tipps umsetzen möchte?
Die aktuelle Lage ist für alle nicht einfach. Spannungen und Stress nehmen zu und man sollte die Freizeitgestaltung nicht noch als weiteren Stressfaktor sehen. Es wird Vorschläge, Ideen und Wünsche geben die sich nicht unter einen Hut bringen lassen. Das ist okay und hierbei sollten alle füreinander Verständnis haben. Eltern sollten nicht den Anspruch haben, als Alleinunterhalter fungieren zu müssen. Manchen Ansprüchen können Eltern nicht gerecht werden und dass ist auch nicht schlimm. Die Freundinnen und Freunde der Kinder und Jugendlichen aus Schule, KiTa, Freizeit und Verein können nicht 1:1 ersetzt werden. Und ganz besonders diese Kontakte fehlen den Kindern und Jugendlichen. Hier sollten Eltern Wege finden um sich mit anderen Eltern zu vernetzen und den Kindern und Jugendlicheren so einen geschützten Raum zur (digitalen) Kommunikation zu geben. Die Jugendpflege Schöffengrund bietet sich hier gerne als Ansprechpartner an.
Sollte man bei diesen Aktivitäten Schutzmaßnahmen ergreifen wie Masken, Handschuhe etc.?
Bei allen Aktivitäten müssen wir uns an die behördlichen Verordnungen halten und sollten Verhaltenshinweise beachten. Es spricht nichts dagegen, sich auf Eventualitäten vorzubereiten. Ein Mundschutz kann beim Spaziergang für alle mitgenommen und im Bedarfsfall aufgesetzt werden. Gleiches gilt für Handschuhe und andere Mittel. Die Empfehlungen finden sich bei Stellen wie dem RKI, dem Lahn-Dill-Kreis und auch bei der Kommune Schöffengrund.
Der Text ist in etwas veränderter Form am 9.4.2020 in der Wetzlarer Neuen Zeitung erschienen: https://www.mittelhessen.de/lokales/wetzlar/schoeffengrund/tipps-fur-spass-und-freude-an-ostern-mit-der-familie-trotz-corona_21525765
Die Fragen stellte Patryk Kubocz.