Neue Gruppenangebote und Einzelfallhilfe für Kinder und Jugendliche sollen in den Jugendtreffs platziert werden.
Bestandsaufnahme: Welche Jugendlichen nutzen die Jugendtreffs und welche Angebote wünschen sie sich
Aktuell ist der Caritasverband in fünf Kommunen im ländlichen Raum mit der Durchführung und Planung der kommunalen Jugendpflege betraut. Dazu zählen die Standorte in Schöffengrund, Sinn, Haiger, Driedorf und Mittenaar. Michelle Kunz ist seit September als Projektkoordinatorin zuständig, ihr Büro hat sie in der Hintergasse 2 in Dillenburg bezogen. Dort ist sie aktuell jedoch nur selten anzutreffen: "Die meiste Zeit bin ich vor Ort in den Jugendpflegen unterwegs", berichtet Kunz, die in Marburg Erziehungs- und Bildungswissenschaften studiert hat. "Ich lerne die Jugendlichen vor Ort kennen, deren Alltag und Probleme". Dabei falle auf, dass es sowohl große Unterschiede in der Sozial- und Altersstruktur der Jugendlichen, als auch in deren Bedürfnissen gebe. Diese seien bei Gymnasialschülern häufig andere als bei Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern. Ebenso haben Kinder und Jugendliche aus finanziell schwächeren Familien oder Kinder mit einer körperlichen oder seelischen Behinderung verschiedene Bedürfnisse, die aber alle in den Jugendpflegen vorkommen. Hier bestehe häufig ein großer Beratungs- und Unterstützungsbedarf. Auffällig sei auch, dass der Altersschnitt sich immer weiter nach unten verschiebe. Die Nachfrage der Jüngeren habe stark zugenommen. Auf der anderen Seite stellt Kunz viele Überschneidungen fest. In Haiger findet einmal in der Woche ein Bewerbungstraining mit einem Mitarbeiter einer dort ansässigen Firma statt. Von vielen Jugendlichen in anderen Jugendpflegen wird genau das nachgefragt. Kunz nimmt sie mit nach Haiger, um eine spezifischere Beratung zu gewährleisten und das Personal vor Ort zu entlasten. Nur ein praktisches Beispiel für Vernetzung und die Vermeidung von Doppelstrukturen.
Angebote stark frequentiert - Finanzierung für Vernetzung gering
Die Jugendräume in den ländlichen Gemeinden werden sehr gut frequentiert - an einigen Standorten kommen täglich 30 bis 40 Kinder. Sie werden in der Regel von einer männlichen und einer weiblichen pädagogischen Fachkraft betreut. Leider ist nicht mehr in allen Kommunen eine 100%-Stelle realisierbar. Das ist zu wenig. Auch darin sieht Kunz eine wichtige Aufgabe: "Oft suchen gerade die ruhigen Kinder in den großen Gruppen weniger den Kontakt zu den Mitarbeitern und halten sich im Hintergrund auf. Ich setze mich mit ihnen hin und versuche, mehr über ihre Alltagsprobleme zu erfahren".
Finanziert wird die Jugendarbeit über die jeweilige Kommune. Aufgrund der ohnehin angespannten Haushaltslage ist das Budget für die Jugendarbeit gering und geht nicht über eine Regelfinanzierung hinaus. "Ein vernetztes Arbeiten ist uns daher bisher nur eingeschränkt möglich gewesen und würde auch zu viel Arbeitskraft in den einzelnen Jugendtreffs abziehen", beschreibt Thomas Vitt, Abteilungsleiter Jugend und Schule des Caritasverbandes die Problematik. Genau hier sei eine Schnittstelle notwendig, um Mädchen und Jungen mit ihren vielfältigen Problemen noch besser aufzufangen. So kann mehr in die Breite gearbeitet werden. Geplant ist laut Vitt auch die stärkere Vernetzung mit den Schulen und den dortigen Sozialarbeitern. Hier ist der Caritasverband aktuell an acht Schulen tätig. Mit gemeinsamen Angeboten zu Themen wie Mobbing, Gewalt, Rassismus oder den Umgang mit Sozialen Medien könne man hier viel erreichen, so Vitt. Auch eine bessere Vernetzung mit den Angeboten des LDK sei so möglich.
Das Projekt "Über den Tellerrand hinaus" wird über die Deutsche Fernsehlotterie finanziert. Die Förderung endet 2020. Die dann geschaffenen Strukturen sollen auch über die Projektlaufzeit hinaus tragen.