Familie A. ist vor einem Jahr mit ihren drei Kindern aus Somalia nach Deutschland geflohen. Die Eltern besuchen beide einen Deutschkurs. Trotzdem fühlen sie sich oft hilflos. Termine mit dem Vermieter, Gespräche mit ihrem Sachbearbeiter beim Jobcenter, die Impftermine beim Kinderarzt oder die Anmeldung der kleinen Tochter im Kindergarten – all das stellt die Familie vor große Herausforderungen. Durch die Sprachbarriere kommt es häufig zu Missverständnissen und Verunsicherungen auf beiden Seiten.
Kultur- und Sprachmittler als Brücke zwischen Institutionen und Neuzugezogenen
Stephanie Müller ist als Koordinatorin für das neue Projekt CariLingua zuständig und Ansprechpartnerin für interessierte Ehrenamtliche.Deeken
„Wer andere nicht versteht und selber nicht verstanden wird hat es schwer sich einzuleben und zurecht zu finden", so Stephanie Müller. Sie ist als Koordinatorin bei CariLingua für die Ausbildung, Begleitung und Vermittlung der Dolmetscher zuständig. „Es geht viel um Sprache, aber auch um das, was zwischen den Worten und Sätzen mitschwingt, etwa in Gestik und Mimik. Wenn Kultur und Tradition des jeweiligen Gegenübers beachtet werden, verläuft Kommunikation wesentlich störungsfreier", ist sich Müller sicher. Die ehrenamtlichen Dolmetscher sollen als Kultur- und Sprachmittler eine Brücke schlagen zwischen Institutionen und Neuzugezogenen. Derzeit leben im Lahn-Dill-Kreis rund 2700 Flüchtlinge. Anerkannte Dolmetscher und Übersetzer gibt es wenige, ihr Einsatz ist kostenintensiv und oft aufwendig.
Dolmetscher mit sicheren Deutschkenntnissen aus dem Raum Dillenburg gesucht
Um einen Dolmetscherpool aufzubauen werden Personen gesucht, die über sichere Deutschkenntnisse in Sprache und Schrift verfügen (mindestens B2-Niveau) und über 18 Jahre alt sind. Die Einsätze sind zunächst für den Raum Dillenburg geplant und sollen nach und nach auf den gesamten Lahn-Dill-Kreis ausgeweitet werden. Künftige Dolmetscher sollten aus der nahen Umgebung kommen, um lange Fahrtstrecken zu vermeiden. Sie erhalten ein Zertifikat über ihre Mitarbeit und eine Erstattung der Auslagen. In welchem Umfang sie später eingesetzt werden, entscheiden sie selber.
Im Frühjahr soll Vermittlung an Institutionen starten
„Wir freuen uns über jeden der sich bei uns meldet und sich einbringen will", berichtet Müller. „Dabei brauchen wir alle Sprachen, von Englisch, Russisch oder Türkisch bis hin zu Tigrinya, Yoruba oder Farsi". Bevor die Dolmetscher zum Einsatz kommen, erhalten sie eine intensive Schulung, die für die erste Jahreshälfte 2019 geplant ist. Sie soll einen Umfang von knapp 24 Stunden haben und in Dillenburg stattfinden. Inhaltlich wird es unter anderem um die eigene Rolle als Dolmetscher, den Umgang mit kulturellen Unterschieden und verschiedene Dolmetschertechniken gehen. Im Frühjahr soll es in die Vermittlung gehen. Behörden, Kirchengemeinden, Ärzte, Hebammen, Schulen, Kindergärten und andere Institutionen können dann beim Caritasverband einen Dolmetscher anfragen. Der Einsatz des Dolmetschers ist für die Institutionen kostenfrei.
Wer als Dolmetscher aktiv werden möchte oder weitere Informationen zum Projekt CariLingua wünscht, erreicht Stephanie Müller telefonisch unter 02771 8319-21 oder 0160-94433082 und per Mail: s.mueller@caritas-wetzlar-lde.de. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.caritas-wetzlar-lde.de.
Das Projekt CariLingua wird über drei Jahre finanziell gefördert von der Aktion Mensch.