Diskutierten über die Sozialarbeit an Schulen: Evelin Hedrich (Schulleiterin Lahntalschule), Florian Schneider (Schulsozialarbeiter Caritas), Cornelia Lehr (Hessisches Kultusministerium), Jens Groh (Leiter Fachdienst Kinder- und Jugendförderung LDK), Kerstin Geis (SPD Landtagsfraktion Hessen), Heinrich Arndt (Geschäftsführer Caritas Wetzlar/LDE), Prof. Dr. Anke Spies (Universität Oldenburg) und Moderator Baldur Drolsbach (Schule für Erziehungshilfe LDK). Aßheuer
Manderscheid unterstrich in seiner Rede die Bedeutsamkeit und spürbaren Effekte der Sozialarbeit an Schulen für Kinder und Jugendliche. Es gebe weniger Schulabbrecher, einen positiveren Umgang mit Konflikten sowie ein verbessertes Kommunikations- und Sozialverhalten. Auch im Bereich Chancengleichheit und Durchlässigkeit im Bildungssystem spiele die Schulsozialarbeit eine große Rolle.
Stephan Aurand als hauptamtlicher Kreisbeigeordneter des Lahn-Dill-Kreises zeigte sich in seinen Grußworten erfreut über die Entwicklung der Sozialarbeit. Mittlerweile ist diese an 19 Schulen im Kreisgebiet installiert und auch Förder-und Berufsschulen in das Konzept eingebunden. "Trotz teils schwieriger finanzpolitischer Debatten haben wir auch für nächstes Jahr 475.000 Euro des Haushalts für die Arbeit an Schulen eingeplant", so Aurand.
In ihrem Fachvortrag zeigt Prof. Dr. Anke Spies von der Uni Oldenburg Grenzen und Möglichkeiten der Schulsozialarbeit im System Schule auf. Die Schulsozialarbeit fällt in das gesetzliche System der Jugendhilfe. Ihr Zuständigkeitsbereich reicht aber häufig weit in die Institution Schule hinein. Dies führt nicht selten zu einem Spannungsverhältnis. Eine erfolgreiche Schulsozialarbeit kann jedoch nur geleistet werden, wenn das System Schule und das System Jugendhilfe gemeinsam die Arbeit aktiv unterstützt und begleitet. Hier konstatiert Spies eine positive Entwicklung: "Heute sehen Schulen den Nutzen der Sozialarbeit. Vor 15 Jahren war das noch nicht so. Die Bereitschaft und das Interesse sind da. Aber Kooperation braucht Zeit. Das passiert nicht nebenbei." Spies plädiert außerdem für eine Aufstockung der Ressourcen: "Eine Schule mit 750 Schülern und einer Stelle Sozialarbeit reicht nicht aus. Hier muss dringend nachgebessert werden." Und sie ergänzt: "Wir haben tolle Konzepte. Wenn die Politik die nötigen Ressourcen bereitstellt, kann die Praxis auch nachhaltig damit arbeiten." Insbesondere für den Bereich der Grundschulen sieht Spies dringenden Nachbesserungsbedarf
Mittelpunkt der anschließenden Podiumsdiskussion sind die Fragen der Finanzierung, der unterschiedlichen Zuordnungen und der universitären Lehrerausbildung. Cornelia Lehr vom Hessischen Kultusministerium hält fest, dass Sozialarbeit an Schulen als Leistung der Jugendhilfe keine Zuständigkeit des Kultusministeriums sei. Kerstin Geis, SPD-Landtagsabgeordnete, fordert hingegen weniger heterogene Strukturen und ein zentrales Ministerium als Ansprechpartner "für alles was in Schule passiert". Jens Groh schildert die Förderpraxis im Lahn-Dill-Kreis, die eine zwingende Beteiligung auch der Kommunen im Einzugsgebiet der jeweiligen Schule vorsehe.
Als Idealbesetzung bezeichnet Heinrich Arndt, Geschäftsführer des Caritasverbandes Wetzlar/Lahn-Dill-Eder e.V.die Rolle seines Verbandes: "Als freier Träger haben wir eine Schnittstellenfunktion zwischen unterschiedlichen Gesetzes- und Sozialsystemen. Es ist wichtig, diese im Sinne der Kinder und Jugendlichen zu gestalten und zu nutzen", erklärt er. Es zeige sich, so Arndt weiter, dass Jugendhilfe und Schule sich auf Augenhöhe begegnen können und sich die Arbeit und langjährige Erfahrung bewährt hat. Der Caritasverband ist seit 2005 in der Sozialarbeit an Schulen gemeinsam mit weiteren Wohlfahrtsverbänden aktiv. Derzeit kooperiert der Verband mit sieben Schulen in Stadt und Landkreis. Hierzu gehören integrierte und kooperative Gesamtschulen, eine Grundschule mit Förderstufe sowie zwei Förderschulen.
Frau Evelin Hedrich betont Ihre positiven Erfahrungen als Schulleiterin. Die Sozialarbeit sei zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Lahntalschule geworden.
Am Ende spricht Florian Schneider wohl vielen der Zuhörer aus der Seele. Als Schulsozialarbeiter des Caritasverbandes, kennt er die Praxis an der Lahntalschule seit 2011. Er sagt: "Ich mache meine Arbeit unheimlich gerne. Ich möchte mir nicht ständig Gedanken über deren Finanzierung machen müssen. Ich will einfach weiterhin gute und wirksame Arbeit leisten. Das wäre schön!"