Seit Herbst 2018 gibt es bei den Caritasverbänden Wetzlar/Lahn-Dill-Eder und Limburg "CariLingua". Das Projekt vermittelt Sprach- und Kulturmittelnde, die in Situationen mit Sprachbarrieren dolmetschen. Gefördert wird es von der Aktion Mensch und dem Bistum Limburg - bis Sommer 2021. Nun hoffen die beiden Verbände auf eine Verlängerung, damit das erfolgreiche Projekt weitergeführt werden kann.
Für geflüchtete Menschen, vor allem diejenigen, die noch nicht die Möglichkeit hatten, Sprach- und Integrationskurse zu besuchen, sind Sprachbarrieren ein großes Hindernis. Sandra Hansen, Projektkoordinatorin von CariLingua in Limburg: "Der Stress, wichtige Gespräche sprachlich nicht managen zu können, ist groß. Die Klienten stoßen in ihrer Anfangsphase in Deutschland oft auf Hürden, die das Leben sehr schwer machen. Wenn sie auf dieser sprachlichen Ebene entlastet werden, haben sie mehr Energie, selbst Deutsch zu lernen und an ihrem Wohnort ‚anzukommen‘."
Sie sind Ansprechpartnerinnen für das Projekt CariLingua beim Caritasverband Wetzlar/Lahn-Dill-Eder: Stephanie Müller (rechts) und Manal Al Saman. Aßheuer
Die Sprach- und Kulturmittelnden der Caritas können für etwa 30 Sprachen an Institutionen, Behörden oder im Gesundheitswesen vermittelt werden, selbst für die verschiedenen kurdischen Sprachen oder das seltener angefragte Japanisch. Ihr Einsatz in Beratungsstellen, Ämtern, Schulen und Kindergärten, Arztpraxen aber auch Kirchengemeinden ist kostenlos. Tätig sind hier vor allem jüngere Menschen, die selbst nach Deutschland geflüchtet sind oder Migrationshintergrund haben. Sie sind gut hier angekommen, beherrschen die deutsche Sprache und sind hervorragend integriert. Sie befinden sich oft in einer Übergangsphase zwischen Ausbildung und Beruf oder Schule und Studium. CariLingua bereitet sie auf ihre Einsätze vor, vermittelt Grundwissen zum Sozialsystem und Gesundheitswesen und bietet Seminare an beispielsweise zu Interkultureller Kommunikation, Dolmetschtechniken und Verbraucherwissen. Für ihren Einsatz erhalten sie eine kleine Aufwandsentschädigung, die Erstattung ihrer Fahrtkosten. Stephanie Müller, die das Projekt für Wetzlar und den Lahn-Dill-Kreis koordiniert: "Die Sprach-und Kulturmittelnden sind stolz darauf, Teil des Projektes zu sein, ihren Horizont zu erweitern, Netzwerke zu knüpfen und sich gesellschaftlich einzubringen. Für viele ist es außerdem ein Sprungbett in den Arbeitsmarkt."
Verbesserung in jeder Hinsicht
Derzeit gibt es in Wetzlar und dem Lahn-Dill-Kreis 40 Sprach- und Kulturmittelnde. in Limburg etwa 43. Für die Einrichtungen und Institutionen, die CariLingua in Anspruch nehmen, ist das Projekt ein absoluter Gewinn: Durch die Sprach- und Kulturmittelnden werden Gespräche möglich, die sonst nicht hätten stattfinden können.
Britta Sterlepper, Lehrerin an der Neuen Friedensschule Sinn hat die Sprach- und Kulturmittler schon oft eingesetzt. "Für mich als Lehrerin ist das Projekt CariLingua für Elterngespräche eine sehr große Unterstützung. Die Übermittlung verläuft sehr unkompliziert und schnell und die Sprachmittler leisten tolle Arbeit. Das Projekt sollte unbedingt weiter bestehen bleiben, um Sprachbarrieren auch in der Schule zu überwinden", so Sterlepper.
Auch Andrea Heimerl, Lehrerin an der Lahn-Ulm-Schule Leun Biskirchen möchte gar nicht mehr auf diese Unterstützung verzichten: "Das Angebot von CariLingua ist für uns als Schule immer sehr hilfreich, deshalb haben wir es schon oft genutzt. Gerade bei schwierigen Gesprächen über die Lernentwicklung bei Schülern ermöglicht der Einsatz von Übersetzerinnen ein Gespräch mit den Eltern auf Augenhöhe", so die Grundschullehrerin.
Zukunft hängt von Förderung ab
Die Caritasverbände haben im Lahn-Dill-Kreis sowie im Landkreis Limburg-Weilburg tolle
In einer intensiven Schulung werden die Sprachmittler auf ihre Rolle vorbereitet. Die Schulungen finden abwechselnd bei der Caritas in Wetzlar und in Dillenburg statt.Caritas
Aufbauarbeit geleistet. CariLingua wird überaus gut angenommen, derzeit finden durchschnittlich etwa zehn Einätze wöchentlich statt. Die Koordinatorinnen Stephanie Müller und Sandra Hansen "pflegen" den Sprach- und Kulturmittlerpool, halten Kontakte zu den Dolmetschenden aufrecht, organisieren Weiterbildungen und vermitteln Anfragen weiter. Daneben gibt es auch einen bürokratischen Aufwand zu bewältigen, bei dem die Projekte noch von einer Verwaltungskraft unterstützt werden. All das ist für die Verbände nicht ohne Förderung zu stemmen. Derzeit erhalten die Projekte sowohl im Lahn-Dill-Kreis als auch in Limburg-Weilburg von der Aktion Mensch und dem Bistum Limburg etwa 200.000 EUR - bis Sommer 2021. CariLingua für den Caritasverband Wetzlar/Lahn-Dill-Eder erhält zudem jährlich 5.000 Euro Förderung von der Rittal Foundation.
Die Caritasverbände setzen sich für eine langfristige Förderung von CariLingua ein, denn das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration und zur gegenseitigen Verständigung.
Hintergrundinfo CariLingua:
Das Konzept für CariLingua wurde entwickelt von Gerhard Neunzerling-Dernbach, Sachbereichsleiter "Migration und Integration" beim Caritasverband für den Bezirk Limburg; auf den Weg gebracht wurde es 2018 sowohl im Lahn-Dill-Kreis als auch im Landkreis Limburg-Weilburg. Behörden, Ärzte und Gesundheitseinrichtungen, Schulen, Kinderbetreuungseinrichtungen oder Beratungsstellen können es kostenlos nutzen. Institutionen, die einen Sprachmittler buchen möchten oder Personen, die gerne als Sprachmittler tätig werden wollen, können sich hier melden:
- im Lahn-Dill-Kreis bei Stephanie Müller, Tel. 0160 / 94 43 30 82, E-Mail: s.mueller@caritas-wetzlar-lde.de. Weitere Infos: www.caritas-wetzlar-lde.de/carilingua
- im Landkreis Limburg-Weilburg bei Sandra Hansen, Tel. 0176 / 57 91 05 60, E-Mail: s.hansen@caritas-limburg.de. Infos unter www.caritaslimburg.de/carilingua