Petra Klaas ist eine von ihnen. Sie arbeitet beim Caritasverband Wetzlar/Lahn-Dill-Eder. Seit fünf Jahren begleitet sie Marie (Name von der Redaktion geändert). Marie hat eine so genannte autistische
Spektrumsstörung. Um am Unterricht teilnehmen zu können benötigt sie einen genau strukturierten Tagesablauf und viele Rückzugsmöglichkeiten. Schnell wird ihr alles zu viel und zu laut, Reize prasseln ungefiltert auf sie ein. Vieles wird in ihrem Kopf anders verarbeitet. Immer wieder benötigt sie während der Schulstunden Unterstützung. Änderungen im normalen Schulalltag müssen aufgearbeitet und besprochen werden, Schulstoff in Absprache mit den Lehrkräften auf Marie angepasst werden.
"Ich merke mittlerweile schnell, wie es Marie geht, erzählt Klaas. "Wenn der Rucksack morgens zuerst kommt, weiß ich, es ist kein guter Tag". Eine komplette Schulstunde in der Klasse auszuhalten, fällt Marie immer noch schwer. Oft müssen Frau Klaas und sie den Klassenraum verlassen um Situationen aufzuarbeiten. Danach kann Marie sich wieder besser auf den Unterricht einlassen.
Die enge Zusammenarbeit mit Eltern und Lehrern ist wichtig
Frau Klaas begleitet Marie auch auf Schulausflügen, Klassenfahrten oder bei Projektwochen. Auch in den Pausen ist sie in ihrer Nähe. Ihre Aufgabe sieht sie darin, Marie selbständig zu machen: "Ich bin da, wenn ich gebraucht werde, halte mich sonst aber eher im Hintergrund. Ich bin eine Stütze, sozusagen der Anker, wenn sie alleine nicht mehr weiter weiß", so Klaas. "Auf Grund ihrer Behinderung haben es diese Kinder häufig schwer in der Klasse. Ohne Unterstützung und langem Training ist es ihnen kaum möglich Kontakt zu ihren Mitschülern aufzunehmen. Wir müssen aufpassen, dass sie nicht zu Außenseitern werden", so Klaas weiter. Ziel sei es deshalb, neben der Vermittlung des Lernstoffes, die Kinder in die Klassengemeinschaft zu integrieren. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch die Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Eltern. Regelmäßig tauschen sie sich über den Alltag und die Entwicklung von Marie aus. Was lief gut, wo gab es Probleme, was sind die nächsten Schritte?
Welche Schulbegleiterin passt zu welchem Kind?
Von den Schulbegleiterinnen wird eine hohe Kompetenz abverlangt, weiß Petra Schuhmann. Sie
Stehen regelmäßig im Austausch: Schulbegleiterin Petra Klaas (links) und Teamkoordinatorin Petra Schuhmann vom Caritasverband.Aßheuer
koordiniert als Teamleiterin bei der Caritas den Einsatz der 77 Mitarbeiterinnen. "Aktuell sind wir an 44 Schulen in Wetzlar und dem Lahn-Dill-Kreis tätig und betreuen insgesamt 88 Kinder", so Schuhmann. Ihre Aufgabe besteht unter anderem darin, die passende Begleitperson für ein Kind zu finden. Denn die Kinder haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Neben Verhaltensauffälligkeiten, Sprachstörungen oder Legasthenie werden zum Beispiel auch Kinder mit AD(H)S, Down-Syndrom oder Körperbehinderungen begleitet. Auch die Schulbegleiterinnen bringen unterschiedliche Schwerpunkte und Professionen mit. Hier gilt es schon vorher zu schauen, wer für diese anspruchsvolle Tätigkeit geeignet ist und eine gute Vorauswahl zu treffen. Die Mitarbeiterinnen stehen im regelmäßigen Kontakt mit der Koordinatorin, können an Fortbildungen und Austauschtreffen teilnehmen.
Antrag und Finanzierung der Hilfemaßnahme über den Lahn-Dill-Kreis
Die Finanzierung der Schulbegleiter läuft in der Regel über ZeBraH. Das "Zentrum für Beratung und Eingliederungshilfen" des Lahn-Dill-Kreises legt die Stundenzahl fest, die ein Kind begleitet wird. In seltenen Fällen werden die Kosten vom Jugendamt oder den Krankenkassen getragen. "Meist melden sich die Schulen bei uns, und fragen nach Unterstützung", erklärt Schuhmann den organisatorischen Ablauf. Den Antrag stellen die Erziehungsberechtigten.
Marie hat vor kurzem ihren 13. Geburtstag gefeiert. Auf der Party waren einige Mädchen aus ihrer Klasse. Das hat sie Frau Klaas ganz stolz erzählt. Und immer öfter sagt Marie: "Du Frau Klaas, ich brauch dich dafür jetzt nicht. Ich kann das allein!" In solchen Momenten weiß Frau Klaas, dass Marie und sie auf einem guten Weg sind.