Das Projekt CariLingua des Caritasverbandes Wetzlar/Lahn-Dill-Eder bietet die Qualifizierungskurse zum Sprach- und Kulturmittler an und ist für die Vermittlung zuständig. Der Bedarf ist groß, insbesondere bei Ärzten, in Schulen und Behörden.
Stephanie Müller, Koordinatorin des Projektes CariLingua.Mohammad Osman
Stephanie Müller koordiniert das Projekt für die Caritas. "CariLingua läuft nun seit einem Jahr sehr erfolgreich, die Nachfrage steigt stetig an", erzählt Müller. 300 Einsätze wurden seitdem absolviert, ungefähr 25 Aufträge erhält Müller pro Monat. "Die meisten Anfragen kommen aus dem medizinischen Bereich und von Sozialverbänden", berichtet sie. Aber auch Schulen und Behörden wie das Jugendamt, Arbeitsamt oder Gesundheitsamt greifen immer häufiger auf die Sprachmittler zurück. Aktuell stehen 40 Sprachmittler zur Verfügung, die in 15 verschiedenen Sprachen dolmetschen können. Neben Russisch, Spanisch oder Türkisch sind auch seltenere Sprachen wie Dari oder Farsi im Sprachpool vertreten. Am gefragtesten sind aktuell Übersetzer, die Arabisch sprechen können.
Qualifizierung und Schulung der Sprachmittler
In einer intensiven Schulung werden die Sprachmittler auf ihre Rolle vorbereitet. Die Schulungen finden abwechselnd in bei der Caritas in Wetzlar und in Dillenburg statt.Caritas
Bevor ein Sprachmittler zum Einsatz kommt, vereinbart Stephanie Müller ein Kennenlernen. "Wir wollen eine gute Qualität der Einsätze gewährleisten und schauen uns vorher genau an, wer sich für die anspruchsvolle Aufgabe eignet", so Müller. Voraussetzung ist das Sprachniveau B2, außerdem legt Müller viel Wert auf die Persönlichkeit der Interessenten - Menschlichkeit, Zuverlässigkeit und Belastbarkeit. Jeder Sprachmittler nimmt an einer Schulung teil. In 24 sehr praxisnahen Unterrichtseinheiten geht es um die Rolle als Dolmetscher, um Kommunikation, Abgrenzung, Dolmetschtechniken sowie um kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Am Ende der Schulung und nach bestandener Prüfung erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat. Auch während ihrer Einsätze werden die Sprachmittler nicht alleine gelassen, sondern durch die Projektleiterin begleitet. Einmal im Monat findet ein Austauschtreffen statt, um die Einsätze zu reflektieren.
"Für viele unserer Sprachmittler ist die Arbeit in CariLingua ein wichtiger persönlicher Schritt der
Im Projekt CariLingua werden die Sprachmittler intensiv auf ihre Aufgabe vorbereitet. Nach einer praxisnahen Schulung und bestandener Prüfung erhalten sie ein Zertifikat. Für viele kann dies auch ein Sprungbrett in den Arbeitsmarkt sein.Caritas
Weiterentwicklung", so Müller. Sie seien stolz darauf, Teil des Projektes zu sein, ihren Horizont zu erweitern, Netzwerke zu knüpfen und sich gesellschaftlich einzubringen. Für viele sei es außerdem ein Sprungbett in den Arbeitsmarkt.
Sprachmittlung als politisches Thema
Von der Politik wünscht sich Müller mehr Anerkennung der Sprachmittler sowie Standards und einheitliche Qualifizierungskonzepte. Ein möglichst flächendeckender Aus- und Aufbau des Angebots, unter Berücksichtigung lokaler Besonderheiten, sei notwendig. Das Projekt sieht sie als eine große Chance, es sei aber noch viel zu tun: "Viele Akteure sind in dem Bereich unterwegs, aber es fehlt es an einem übergreifenden Konzept auf Bundes- und Landesebene." In Hessen hat sich mittlerweile ein Netzwerk gegründet, dem unter anderem der Diözesancaritasverband Limburg und die Diakonie Hessen angehören. Seit 2018 finden regelmäßige Vernetzungstreffen mit dem hessischen Sozialministerium statt. Ein Ziel könnte der Erwerb eines hessenweiten IHK-Zertifikats sein, das Sprach- und Kulturmittlern den Weg in die Professionalisierung ihrer Tätigkeit eröffnet.
Kontakt
Institutionen, die einen Sprachmittler buchen wollen oder Personen, die gerne als Sprachmittler tätig werden wollen, können sich bei Stephanie Müller melden. Die nächsten Schulungen finden im Frühjahr in Wetzlar und im Herbst in Dillenburg statt.
Das Projekt CariLingua wird über drei Jahre finanziell gefördert von der Aktion Mensch