Das Ergebnis sind vor allem Schwarz-Weiß-Fotografien, zu sehen unter dem Titel "Integration im Bild" seit Freitag im Neuen Rathaus. Die einfühlsamen Blicke zeigen das alltägliche Leben und machen einem zunächst Fremdes vertrauter.
Oberbürgermeister Manfred Wagner konnte rund 80 Vernissagegäste begrüßen. Die große Zahl sei eine Wertschätzung für diese Ausstellung und für die Familien, die diese ermöglicht haben.Dies sind Aysha Ally Mustafa, Tochter Sheymaa und Abdallah Seif Molete aus Somalia, Eylem Ibraim, Delil Sevilgen, Kiner Ronahi mit Dilara und Sidika Sevilgen aus Syrien sowie Duy Tran mit Ehefrau Nuh Duyen Do Thi, Sohn Josef und Mutter Thilieu Thi lieu Ha aus Vietnam. Auch sie waren fast alle ins Rathaus gekommen.
Wagner erinnerte an das Motto des Hessentages 2012 "Kulturell, Vielfältig und Bunt": "In unserer Stadt leben viele Menschen, die nicht in Wetzlar geboren sind. Menschen, die in 115 verschiedenen Nationen ihre Wurzeln haben und aus ganz unterschiedlichen Gründen hierhergekommen sind - zum Teil vor Generationen, zum Teil aber erst vor Monaten." Ein Teil der Menschen sei als sogenannte "Gastarbeiter" gekommen und habe eine Heimat gefunden. Andere seien vor Krieg, Gewalt, Terror und Verfolgung geflohen. "Gerade als die Zugangszahlen im Jahr 2015 sehr hoch waren, haben wir es als Gesellschaft dank des großartigen Einsatzes von vielen Ehrenamtlichen geschafft, die elementaren Bedürfnisse der Flüchtlinge zu befriedigen." Dies sei jedoch nur der Anfang eines langen gemeinsamen Weges gewesen.Integration erfordere einen langen Atem, gerade im Alltag. Lamar Dreuth und Carla Hitz-Zucker setzten mit ihrer Ausstellung auf die Wirkung des Bildes, so der OB, und ergänzend auf die des Wortes. So seien ausdrucksstarke Dokumente entstanden. Vor allem die Fotos berühren. Nah dran war Dreuth, hat private, eben familiäre Momente abgelichtet: die Geburtstagsfeier der kleinen Tochter zum Beispiel. Oder er hat die Menschen bei einem Ausstellungsbesuch begleitet, den Vater bei der Lektüre der WNZ abgelichtet, die spielenden Kinder, Mutter und Tochter in inniger Umarmung; man meint ihrem Gesicht ablesen zu können, dass die junge Frau Schlimmes erlebt hat. Diese Fotografien sind authentisch und von bestechender Qualität.
Das Vertrauen in den Fotografen eröffneten ihm vielfältige Möglichkeiten
"Die Jahreskampagne des deutschen Caritasverbandes lautet ,Zusammen sind wir Heimat‘. Da passt diese Ausstellung perfekt hinein. Das Zusammenleben in Vielfalt muss eingeübt werden und verlangt von der einheimischen Bevölkerung und den Zugewanderten viel", sagte Hendrik Clöer, Geschäftsführer des Caritasverbandes Wetzlar/Lahn-Dill-Eder e.V.
Bei der Integration gehe es um Menschen in ihrer Vielfalt, die zusammen arbeiten und lachen, gemeinsam Sport treiben und in Freundschaft verbunden sind. Es gelte, offen zu sein für Geschichten der anderen. Auch das Entstehen dieser Bilder, das Hineinlassen ins Privatleben sei eine Form von Heimat und Integration.
Carla Hitz-Zucker erklärte, wie es zu dem Projekt kam: Die FotoFreunde, zu denen Dreuth gehört, sind seit Jahren im Westend engagiert und auch dort beheimatet. Bei jedem Fest übernehmen sie es, die Veranstaltung festzuhalten. Diese Fotos, die die Vielfalt des Westends widerspiegeln, inspirierten Dreuth zu dem Projekt. So begann im Sommer 2016 die intensive Zusammenarbeit mit diesen drei Familien aus dem Westend. Interviews von Hitz-Zucker mit den Menschen sind Bestandteil der Ausstellung. Das Vertrauen der Familien in den Fotografen Dreuth und Hitz-Zucker eröffnete diesen vielfältige Möglichkeiten, an alltäglichen Situationen im Privatleben teilzuhaben.
Die Bilder sind noch bis zum 29. September in der Galerie im Neuen Rathaus, Ernst-Leitz-Straße zu sehen. Der Eintritt ist frei.