Egal ob Rechnen, Lesen oder Schreiben - ohne gute Deutschkenntnisse haben Kinder schon in der ersten Klasse Nachteile, die sie später nur schwer aufholen können. Wird jedoch bereits in der Kita mit der gezielten Sprachförderung begonnen, steigen die Chancen auf eine verbesserte schulische und berufliche Zukunft. Unter dem Motto "Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist" wurde daher 2016 das Bundesprogramm "Sprach-Kita" ins Leben gerufen. Das Ziel: Die Förderung von Kitas, die von einem überdurchschnittlichen hohen Anteil von Kindern mit sprachlichem Förderbedarf besucht werden. Doch nun hat das Bundesfamilienministerium das Ende des Bundesprogramms "Sprach-Kitas" angekündigt. Die Begründung: Die Zuständigkeit im Bereich der Kindertagesbetreuung liege bei den Ländern.
Von dem "Aus" der Sprach-Kitas Ende 2022 sind auch zwei Einrichtungen des Caritasverbandes Wetzlar/ Lahn-Dill-Eder e.V. betroffen: Die Kindertagesstätte Ernst-Leitz-Straße und die Kinderkrippe im Westend, die seit 2016 bzw. 2017 am Programm teilnehmen. "Unsere Kitas sind sehr international und vielfältig, denn 73 Prozent der Kinder, die die Einrichtung in der Ernst-Leitz-Straße besuchen und 40 Prozent der Krippenkinder im Westend haben einen Migrationshintergrund", so Karina Schenkel, Leiterin der Einrichtungen.
Für die Sprachbildung wird in jeder Einrichtung eine zusätzliche Fachkraft eingesetzt, die durch eine externe Fachberatung geschult werden. Die Schwerpunkte liegen dabei auf alltagsintegrierter sprachlicher Bildung, inklusiver Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familien. Spezielles Lernmaterial wie Wortschatzkarten, mehrsprachige Bücher und gemeinsame Angebote für Eltern und Kinder mit dem Schwerpunkt Sprache & Bewegung sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der praktischen Arbeit.
Hendrik Clöer, Vorstand des Caritasverbandes Wetzlar/ Lahn-Dill-Eder e.V. betont: "Der sprachbildende Auftrag unserer Kitas hat aufgrund Corona und der aktuellen politischen Lage und den damit verbundenen zusätzlichen Herausforderungen durch Kinder aus Krisenregionen, wie etwa der Ukraine, mehr denn je Relevanz. Frühkindliche Sprachbildung ist und bleibt ein entscheidender Faktor für den weiteren Bildungsweg und den Einstieg ins Erwerbsleben bei bildungsbenachteiligten Familien und Familien mit Migrationshintergrund. Wir fordern daher die Fortführung des Bundesprogramms für Sprach-Kitas: Dies wurde im Koalitionsvertrag vereinbart und die deutlich messbaren Erfolge durch die Implementierung des Programms in unseren beiden Wetzlarer Sprach-Kitas zeigen dessen Unabdingbarkeit."