Zunächst gilt es zu entscheiden, ob die Pflege zu Hause geleistet werden kann und wer diese übernimmt. Häufig ziehen Angehörige eine Pflegekraft hinzu, wenn es um das Verabreichen von Medikamenten oder das Spritzen von Insulin geht. Auch das Anlegen von Verbänden, das Anziehen von Kompressionsstrümpfen oder das Wechseln von Blasenkathetern können Teil der Pflege sein.
"Wer sich für die ambulante Pflege zu Hause entscheidet, benötigt vom behandelnden Arzt eine
Verordnung über die Art der Maßnahmen und deren Häufigkeit", erklärt Doris Metzendorf, Bereichsleiterin Gesundheit und Pflege beim Caritasverband. "Die ärztlichen Verordnungen müssen in einem nächsten Schritt von der zuständigen Krankenkasse genehmigt werden. Diese trägt auch die Kosten für die Einsätze unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", so Metzendorf weiter. Liegt eine Pflegestufe vor, können die Kosten für die Hilfe bei der Körperpflege, der Betreuung oder der Beratung über die Pflegeversicherung abgerechnet werden.
Die Pflege von Angehörigen ist oft mit einem Rollenwechsel verbunden. Wolfgang Redant, seit vielen Jahren Pflegedienstleiter der Caritas berichtet: "Kinder müssen plötzlich für ihre Eltern Entscheidungen treffen oder Pflegetätigkeiten übernehmen, die vorher nicht denkbar waren. Dies kann sehr belastend sein - für beide Seiten". Gerade bei der Grundpflege, die alle Hilfen im Bereich der Körperpflege und Mobilität umfasst, kann es schnell zu einem Überschreiten der Schamgrenzen kommen. So berichtet beispielsweise eine Tochter: "Ich kann meinen Vater nicht duschen oder baden, das ist mir peinlich!" Bei zunehmender Hilfebedürftigkeit sollte es daher kein Tabu sein, sich professionelle Hilfe zu holen. "Die Unterstützung durch einen Pflegedienst bedeutet für Familienangehörige eine große Entlastung", erzählt Redant. "Diese leisten, häufig mehrmals täglich, eine ebenso wertvolle wie anstrengende Arbeit", so Redant weiter.
Neben der Versorgung der Pflegebedürftigen liegt daher ein Hauptaugenmerk der Sozialstation in der Sorge um die pflegenden Angehörigen. Hier bietet die Sozialstation kostenlose Beratungen zu allen pflege- und versorgungsrelevanten Fragestellungen sowie Gesprächskreise und Pflegekurse an. Ebenfalls ein regelmäßiges Angebot: "Oasentage", in denen pflegenden Angehörigen Zeit für sich haben und neue Kraft tanken können, während ihre zu Pflegenden versorgt werden. Der nächste Oasentag findet am 25. November von 10 bis 16 Uhr in Herborn statt. Interessierte können sich unter 02771/ 8319-19 anmelden.
Die Sozialstation des Caritasverbandes Wetzlar/Lahn-Dill-Eder e.V. mit Standorten in Wetzlar und in Braunfels bietet seit über 25 Jahren ambulante Pflege, Betreuung und Beratung durch qualifiziertes Pflegepersonal. Die rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben unterschiedliche Zusatzqualifikationen, zum Beispiel im Wundmanagement, in Palliativ Care und in der Beratung und sind täglich unterwegs im Einsatz am und für den Nächsten. In der Station sorgen Leitung und Verwaltungsmitarbeitende für die Organisation der Einsätze, vom ersten Kontakt über die Einsatzplanung bis hin zur Abrechnung der Leistungen. Im vergangenen Jahr nutzten knapp 350 Menschen im Lahn-Dill-Kreis das Angebot der Caritas.